Nummer 4 der 7 Neuen Weltwunder ist abgehakt

Nach 5 Tagen in Merida wurde es Zeit weiterzuziehen. Unser nächster Ort war Piste, von dem wahrscheinlich noch nicht viele gehört haben. Hier gibt es auch nicht allzu viel, außer dem vielleicht bekanntesten Bauwerk in Mexiko. Chichen Itza liegt nämlich nur anderthalb Kilometer entfernt.

 

Chichen Itza ist die berühmteste aller Maya Stätten und wurde vor einigen Jahren auch auf die Liste der neuen Weltwunder gewählt. Das macht Chichen Itza natürlich berühmt, so berühmt, dass der Tourismus hier noch ein bisschen mehr boomte und hier immer richtig viel los ist. Tatsächlich hatten uns viele, die wir unterwegs getroffen haben, davon abgeraten hierher zu kommen, weil es zu voll ist, zu touristisch, zu teuer, zu klein, zu viele Souvenirverkäufer etc. pp.. Im Nachhinein sind wir aber sehr froh, hier gewesen zu sein. 

 

Aber es stimmt jeder will nach Chichen Itza, was auch die Busgesellschaft wusste. Die hat uns nämlich nicht nach Piste gebracht, wo wir eigentlich hinwollten, sondern direkt an den Haupteingang von Chichen Itza. Da standen wir also mit unseren Koffern und den Rucksäcken und waren genauso irritiert, wie die anderen 8 Leute, die mit im Bus saßen. Wir haben dann ein Taxi genommen. Spoiler: Unser Bus fuhr am nächsten Tag natürlich auch wieder am Haupteingang ab.

 

Was dann zu einem Hin und her Pendel zwischen Chichen Itza und unserem Hotel führte.

In Piste mieteten wir uns ein, weil uns klar war, dass es in Chichen Itza immer voll wird, da wollten wir zumindest unter den Ersten sein, die morgens den Fuß nach Chichen Itza hineinsetzen. 

 

Fast Jeder, den wir unterwegs trafen erzählte uns nichts Gutes von Chichen Itza. Der Eintritt mit etwa 30 Euro pro Person ist wirklich teuer, gerade für mexikanische Verhältnisse. Die Maya Stätte wird jeden Tag von Touristen, die in Reisebussen angekarrt werden, überrannt. Es gibt sehr strenge Vorschriften für Kameras und Videoaufnahmen. Und dann sind da noch die unzähligen Souvenirverkäufer. Was haben wir gerade darüber für schlechte Dinge gehört. Sie sind überall, sie akzeptieren kein Nein und bedrängen dich, endlich etwas zu kaufen. Unser Eindruck war eher, dass sie ganz nett sind. Aber unter einer enormen Preiskonkurrenz sind. Die Preise hier waren im Vergleich zu Merida teilweise verrückt billig.

 

Es stand aber bei mir eigentlich nie zur Wahl, Chichen Itza zu überspringen. Natürlich wollte ich hierher. Schon als ich klein war, habe ich in meinen Bildbänden über Frühere Kulturen und UNESCO Weltkulturerbestätten über Chichen Itza gelesen. Hier einmal zu stehen, und sie mit eigenen Augen zu sehen, war schon immer ein Traum von mir. Das hier viel los sein würde und es viele andere, vielleicht schönere Mayastätten gibt, in denen man fast allein unterwegs ist, dass war mir aber auch klar. Aber Chichen Itza mit Tikal oder Palenque zu vergleichen ist auch nicht ganz fair. 

 

Die Bezeichnung als Neues Weltwunder und die Presse, die um Chichen Itza gemacht wird, führt nun einmal dazu, dass es sehr viele Besucher anzieht. Das ist im Kolosseum, auf der Chinesischen Mauer oder dem Machu Picchu ja auch nicht anders. Die Kunst dabei ist eher, seine Erwartungen auch daran anzupassen.

 

Ich ging mit der Erwartung nach Chichen Itza, es einmal im Leben mit eigenen Augen sehen zu wollen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

 

Und das habe Ich. Und dazu bekam ich noch einen wunderbaren Tag in einer der beeindruckendsten Kulissen, die ich bisher gesehen habe. Die ganze Anlage ist einfach beeindruckend. Die große Pyramide, die gut erhaltenen und restaurierten Fresken und Motive in den Steinen, der große Ballsportplatz und das Observatorium sind besonders und in dieser Art auch nicht in anderen Mayastätten zu sehen.

 

Es ist so wunderschön, riesig und einzigartig. Klar haben wir andere Maya Stätten gesehen, aber Chichen Itza ist völlig anders. Was man hier sieht, ist anders. Chichen Itza hatte seine Blütezeit erst 900 – 1200 nach Christus. Das ist die Zeit, in der die Stadt in Tikal gerade aufgegeben wurde. In Chichen Itza findet sich dadurch ein ganz anderer Stil und auch eine andere Architektur. 

 

Am Sportplatz kann man die steinernen Ringe sehen, die beim alten Pok-Ta-Pok Spiel genutzt wurden. Bei dem Spiel durfte der Ball nur mit Hilfe der Schultern, Hüfte oder den Knien durch diese Ringe gespielt werden. Und der Ring hängt einfach mal 6 Meter über dem Boden. Ich habe schon oft darüber gelesen und wollte schon immer einmal so einen Platz in sehen. Und wenn man darinsteht, fühlt man sich wirklich klein und kann sich noch weniger vorstellen, wie dieses Spiel ausgesehen haben soll.

 

Überall in Chichen Itza gab es große und kleine Dinge zu sehen und zu entdecken und für mich war schnell klar, wie dankbar ich bin, dass wir hier alles sehen durften.

 

Und die Souvenirhändler. Oh ja, die kommen in Scharen. Schon vor Öffnung stehen sie in langen Schlangen mit ihren Waren vor dem Tor und warten darauf eingelassen zu werden. Und was die da alles hineintragen. Tag für Tag, kommen sie mit Sack und Pack, bauen auf und am Ende des Tages wird wieder alles eingepackt und in Handkarren abtransportiert. Die Masken, Statuen und Handwerksgegenstände sind wirklich schön und was uns wirklich teilweise überrascht hat, spotbillig. Für vieles wollten sie nur 1 Dollar. Für eine geschnitzte und bemalte, 10 cm große Maske wollten die Händler 1 Dollar. Das ist nichts, wenn man drüber nachdenkt, was da an Arbeit, Material und Aufwand hinter steht. Und dann gibt es aber immer noch Touristen, die handeln und zwei zum Preis von einem raushauen. Da waren wir hier und da echt entsetzt. Die Händler priesen ihre Waren an, aber aufdringlich fanden wir sie nicht. Alle waren gut drauf, wenn man freundlich, Nein danke sagte, war es okay. Wir wurden nicht bedrängt oder ähnliches. Wir fanden sie alle sehr nett und auch höflich. Und Hey, sie müssen ja auch von irgend etwas leben und wir hatten das Gefühl, dass es ist mit dem Job auch gar nicht so einfach ist.

 

Ich war hier und da traurig darüber, dass wir nicht noch einen leeren Koffer extra dabeihaben, um noch ein paar mehr Souvenirs kaufen zu können. Naja, was Kleines durfte ich aber mitnehmen. (Anmerkung: Nico ist nicht geizig, er hat nur Angst alles unterzukriegen und dass die Koffer zu schwer werden.)

 

Chichen Itza spaltet sicher die Meinungen vieler Menschen, aber ich bin sehr froh, dass wir nicht auf andere gehört haben und dieses Weltwunder selbst besucht haben.

 

Grüße Katja


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