X Tage auf den Galapagos Inseln

Am 2. Mai sind wir auf den Galápagos Inseln gelandet. Für Katja war es schon immer ein Lebenstraum die Inselgruppe zu besuchen.

 

Als wir noch in der Schule waren, war eigentlich immer klar, da kommt man nicht hin, höchstens als Wissenschaftler. Damals Ende der 90er Jahre war das auch gar nicht so abwegig. Der Tourismus auf den Inseln war noch ganz am Anfang, nur sehr exklusiv über Kreuzfahrten. Die Inseln wirkten auch so noch unerreichbar oder eben unbezahlbar.

 

Erst in den letzten Jahren wurde uns klar, dass eine Reise auf die Galapagos für uns überhaupt nicht unrealistisch ist. Der Tourismus hat sich sehr stark weiterentwickelt. 2019 kamen mehr als 250000 Besucher auf die Inseln. Im letzten Jahr waren hier viele Individualtouristen unterwegs und nachdem wir viele Vlogs gesehen haben, war klar, die Galapagos Inseln werden auf jeden Fall Teil unserer Weltreiseroute.

 

Besonders günstig ist eine Reise hierher nicht, was man im Austausch erhält sind aber Erinnerungen und Erfahrungen, die ein Leben lang bleiben. Die Natur gibt einem hier ein Gefühl davon, wie sie sich die Welt einmal vorgestellt hat, bevor der Mensch sie veränderte.

 

Die Galapagos Inseln sind ein riesiges Naturschutzgebiet, das nicht nur über 100 Inseln, sondern auch große Teile der Küstenregionen und des Ozeans einschließt. Nur 3% von den Inseln sind besiedelt und der Rest, der gehört der Natur und den Tieren.

 

Den Umgang mit der Natur haben wir auf den Inseln immer sehr positiv wahrgenommen. Die Tiere genießen hier Respekt, man hält Abstand und lässt ihnen den Vortritt. Es gibt zahlreiche Naturschutzprogramme, die sich zum Beispiel um die Aufzucht und Wiederansiedlung der Riesenschildkröten kümmern oder die Wiederansiedlung von heimischen Pflanzenarten vorantreiben, die der Mensch durch „eingeschleppte“ Haus- und Nutztiere an einigen Stellen ausgerottet hatte.

 

Der Zugang zum Nationalpark ist reguliert und im Grunde braucht man für jeden Ausflug einen lizensierten Naturführer, der darauf achtet, dass es keine Schäden gibt, Abstand gehalten wird und der Müll wieder mitgenommen wird. Vor etwa 15 Jahren hatte die Unesco die Galapagos Inseln als gefährdet eingestuft, woraufhin Ecuador eine sehr strikte Politik einführte, die neben dem Tourismus auch den Zuzug von Bewohnern auf die Inseln regelte.

 


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Wir haben eigentlich immer das Gefühl, dass die Tiere und die Natur hier im Vordergrund stehen. Auf der anderen Seite begegnen uns an vielen Stellen aber eben auch die Probleme und Schattenseiten des Tourismus: hier und da sieht man Bauruinen, in den Orten sieht man auch Müll liegen und es begegnete uns der eine oder andere Tourist, der der Meinung war, er kommt hierher, um die Tiere einmal streicheln zu können. Das gibt es leider auch.

 

Gerade in Puerto Ayora auf Santa Cruz hatten wir auch den Eindruck, dass nahezu der ganze Ort touristisch ist. Es gibt unzählige Angebote für Bootstouren, Kreuzfahrten, Tauchgänge, Ausflüge, Kajakfahrten und so weiter. Bars, Cafes und Restaurants buhlen um die Touristen und rund um den Hafen findet man auch viele Souvenirshops, die das gesamte Produktportfolio der Reiseandenken anbieten. Dazu kommt auch das Gefühl, als Tourist ausgenommen zu werden. Die Preise für alle Touren sind sehr teuer, immer wieder tauchen auch Zusatzkosten auf, gerade als Individual Tourist. Es ist hier im Moment auch eine Phase der Inflation und Verteuerung im Gange, die teilweise zu einer plötzlichen Verdoppelung der Preise führt, woran das jetzt genau liegt, kann aber eigentlich niemand richtig erklären. Was dabei bleibt ist hier und da ein fader Beigeschmack. 

 

In den anderen Orten auf San Cristobal und auf der Insel Isabella, gab es ein ähnliches Bild, eben nur kleiner und überschaubarer. Aber man spürt in den Orten sehr deutlich, dass der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftszweig ist, von dem möglichst viele profitieren wollen. Auf der Insel Isabella wurde uns gesagt, der Tourismus kam erst 2005 hierher und mit ihm das erste Mal auch Geld. Und dieses Geld will man natürlich auch zukünftig erhalten. Der Tourismus auf den Galapagos Inseln hat vor der Pandemie wohl mehr als 550 Millionen Dollar pro Jahr umgesetzt, was mehr als ein halbes Prozent des Bruttoinlandsproduktes von Ecuador ist. Damit ist der Tourismus auf den Galapagos Inseln ein nicht unbedeutender Faktor für das Land.

 

Es bleibt die Frage, ob der Tourismus Fluch oder Segen für die Galapagosinseln ist. Ernährt er die lokale Bevölkerung und finanziert den Naturschutz oder zerstört er mit der Zeit die sehr fragilen Ökosysteme, die sich hier auf den Inseln gebildet haben.

 

Wir sind hin und hergerissen zwischen, wir sind im Paradies und wir sollten eigentlich überhaupt nicht hier sein und wiederum all den tollen Erlebnissen, die wir gehabt haben. Fakt ist, das uns die Zeit hier auf den Inseln bestimmt für immer in Gedächtnis bleiben wird. Es gab so viele wunderbare Momente in der Natur, gerade mit den Tieren, dass man die Bucketlist Momente kaum zählen kann.

 

Auf den Inseln sind wir das erste Mal richtig schnorcheln gewesen. Wir waren zwar schon oft am oder auf dem Meer, aber diese Welt unter Wasser blieb uns bisher verborgen. Und was sollen wir sagen, es war so wundervoll. Für Nico war es ein riesiger Aha und WOW Moment, als er das erste Mal mit der Taucherbrille sehen konnte, wie riesige Fischschwärme unter ihm vorbeizogen. Mit dieser Vielfalt hatte er nicht gerechnet. Wir sind mit Seelöwen, Schildkröten, unzähligen Fischen, Haien und zwischen Korallen geschwommen und haben eine neue Welt entdeckt, die so vollkommen anders ist, als die uns vertraute über Wasser.

 

Etwas ganz Besonderes sind die Seelöwen auf San Cristobal für uns geworden. Die Galapagos Seelöwen sind eine endemische Art, die nur hier auf den Inseln lebt und sie begegnen einem immer und immer wieder. Sie sind verspielt, laut, tollpatschig, faul und man könnte ihnen einfach den ganzen Tag zuschauen und das haben wir ausgiebig getan.

 

Die Mangroven auf der Insel Isabella haben uns sehr beeindruckt. Wir haben dieses einzigartige Ökosystem, das sie erschaffen, hier zum ersten Mal erlebt und es ist einfach der Wahnsinn. Sie bieten Schutz und Kühle, wenn die Sonne von oben brennt, und sind Lebensraum und Nahrungsquelle für unzählige Tiere an den Küstengebieten. Es war großartig die Mangroven über und unter Wasser zu sehen und zu verstehen wie wichtig sie für unser Klima und die Tierwelt sind.

 

Einer der Guides sagte, in den USA braucht man 8 Stunden volle Sonne für einen Sonnenbrand, hier auf den Inseln nur 20 Minuten. Und er hat sowas von Recht. Wir haben noch nie so viel Sonnencreme in so kurzer Zeit verbraucht und uns trotzdem ständig den Pelz verbrannt. Teilweise auch durch die Kleidung hindurch. Eher ein Erlebnis der schmerzhaften Art, aber auch eine Erfahrung, die uns die Welt besser begreifen hat lassen.

 

Katja wollte unbedingt die Blaufusstölpel sehen, die schönen Vögel mit den blauen Füssen. So tölpelig wie sie an Land wirken, wenn sie herumwatscheln, sind sie aber gar nicht. Wenn sie in der Luft sind und jagen, sind sie eigentlich das genaue Gegenteil davon. Wenn sie sich von oben blitzschnell 10 Meter in die Tiefe stürzen und in das Meer eintauchen, um einen Fisch zu fangen, dann verwandeln sie sich in ziemlich grazile Jäger. Als Nico das zum ersten Mal sah, war er sprachlos und sagte später, dass er gar nicht wusste, dass die überhaupt fliegen können. Den Namen Tölpel tragen sie also eigentlich zu Unrecht.

 

Die Zeit auf den Galapagos Inseln hat uns begeistert, manchmal auch sprachlos gemacht aber vor allem auch nachdenklich. Wir haben uns viel über die Tiere, den Naturschutz und eben Tourismus unterhalten. Die eigene Rolle, die wir dabei spielen, war auch immer wieder ein Thema für uns. Ist es jetzt gut hier zu sein oder eben nicht? Tun wir der Natur einen Gefallen? Ist es gut darüber auf dem Blog und über Social Media zu berichten oder nicht? Es bleibt irgendwie immer ein innerer Widerspruch. Wir haben keine wirklichen Antworten gefunden, aber wir wissen, dass es für uns eine ganz besondere Zeit gewesen ist, die wir hier verbracht haben, die wir nicht missen wollen. Was bleibt ist die Hoffnung, dass die Inseln sich die Ursprünglichkeit und Fülle der Natur bewahren können, bei dem die Tierwelt und die Natur auch weiterhin an erster Stelle stehen.

 

Grüße Katja und Nico

 

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