Wir haben einen neuen Haken auf der Bucketlist

Jeder schrieb uns: „Fahrt in den Tortuguero Nationalpark!“ Das ist der schönste Platz in Costa Rica. Klar, dass wir den dann auch nicht auslassen.

 

Tortuguero ist, je nachdem wie man es sehen will, ein kleines Dorf, eine Insel, ein Nationalpark, ein Kanalsystem oder ein Flussdelta. Am besten trifft es wohl zu sagen, es ist all das in Einem. Das Dorf Tortuguero liegt im Nordwesten von Costa Rica direkt an der Karibikküste. Von hier aus ist es nur noch ein Katzensprung bis nach Nicaragua.

 

Das Besondere hier ist die Lage. Das Dorf Tortuguero liegt auf einer Insel, auf der einen Seite das karibische Meer und auf der anderen Seite das große Fluss- und Kanalsystem, das von vielen Kilometern Primär- und Sekundärwald durchzogen ist. Hier führen keine Straßen hin, zumindest keine auf denen Autos fahren können. Um hier her zu kommen, braucht es ein Boot!

 

Tortuguero bedeutet übersetzt so viel wie „Schildkröten Jäger“. Das kommt daher, dass hier schon immer unzählige Meeresschildkröten an den Strand kommen, um zu nisten und ihre Eier zu legen. Es finden sich hier 4 verschiedene Arten und früher war es eben völlig normal Schildkröten unter diesen Bedingungen zu jagen. Diese Zeiten sind aber schon lange vorbei. Heute werden sie geschützt und die früheren Jäger sind heute Guides und Ranger.

 

Jetzt gerade ist die Saison der Grünen Meeresschildkröte, die von Mai bis Oktober hier in der Nacht an den Strand kommt, um ihre Eier zu legen. Ein Highlight, das man sich zusammen mit einem Guide anschauen kann. Aber dazu später mehr.

 

Wir sind von Cahuita aus nach Tortuguero gekommen. Mit einem Shuttle ging es zuerst nach Puerto Limon, dann zum Hafen Moin und dann nochmal 3 Stunden mit dem Boot nach Tortuguero. Da wird die Hinfahrt schon zur ersten Attraktion.

 

Wir waren die einzigen Passagiere auf dem Boot und haben eine entspannte Fahrt durch die Flüsse und Kanäle genossen. Die Vegetation und die vielen Vögel waren wunderschön anzuschauen und die Bootsfahrt dadurch auch sehr kurzweilig. Am Nachmittag sind wir dann in Tortuguero angekommen und haben, abseits der kleinen Stadt unseren Bungalow am Strand bezogen.

 

Tortuguero ist nicht allzu groß. Hier leben nur 1500 Menschen und mindestens ein Viertel des Ortes sind Unterkünfte, Restaurants und Souvenirshops. Für den täglichen Bedarf gibt es ein paar Supermärkte und auch immer die Möglichkeit eine frische Kokosnuss zu kaufen. Das haben wir natürlich ein paar Mal genutzt. Lustigerweise sind die Kokosnüsse hier innen nicht so fest, wie wir das kannten, das Fruchtfleisch ist eher weich gewesen und etwas schleimig. Interessant, aber auch lecker.

 

Die meisten Touristen bleiben maximal 2 Nächte und haken an einem Tag alle möglichen Touren ab. Wir haben uns hier für 6 Tage eingemietet. Genießen das entspannte Flair am Strand, hören den Wellen zu und machen über die Tage ein paar Touren und Ausflüge.

 

Schon bevor wir nach Tortuguero kamen, wussten wir bereits, wo wir unsere Touren buchen wollten: bei Ernesto.

 

Ernesto ist bei der deutschen Travel Community auf Instagram eigentlich kein Geheimtipp mehr, sondern eher populär. Angefangen hat das wohl vor ein paar Jahren mit einem YouTube Video von Geh Mal Reisen, seitdem wurde uns schon so oft empfohlen: Macht eure Tour mit Ernesto!

 

Ernesto ist ein freundlicher älterer Herr, der hier in Tortuguero aufgewachsen ist und über 20 Jahre als Führer gearbeitet hat. Leider kann er im Moment keine Touren selbst machen, da er sich am Bein verletzt hat. Also bekamen wir eine Kanutour mit einem seiner Angestellten, nämlich mit Johnny.

 

Um 6 Uhr am Morgen fuhren wir mit einem kleinen Boot hinaus auf den Fluss. Johnny übernahm das Rudern und wir glitten lautlos durch die Landschaft. Nach 5 Minuten standen wir schon vor dem ersten Bäumchen und fragten uns, warum wir wohl anhielten. Bis wir den großen grünen Leguan sahen, der direkt vor uns saß. Die Tiere sind teilweise so gut getarnt, dass wir sie nicht mal gesehen haben, wenn wir direkt davor waren. Die Natur ist einfach so beeindruckend.

 

Und dann rief ein anderer Guide nach Johnny, dass er schnell rüberkommen soll! Johnny ruderte also schnell in den anderen kleinen Flussarm. Etwa 5 Meter vor uns streifte dort ein Tamandua durch den Baum.

 

„Ein Tamandua! Kann mich mal jemand kneifen!“

 

Ich habe einen Tamandua in freier Wildbahn gesehen!

 

Was ist jetzt so besonders daran? Dafür muss ich ein wenig ausholen. Erst einmal, der Tamandua ist der kleine Ameisenbär. Vor ein paar Jahren war ich im Frankfurter Zoo und habe da im Nachthaus das erste Mal einen Tamandua gesehen. Ich habe mich schlagartig in die kleinen Vierbeiner verliebt und hab mir seitdem so sehr gewünscht, mal einen in freier Natur sehen zu dürfen.

 

Das Tattoo auf meinem rechten Oberarm ist sogar ein Tamandua. Ja, man könnte sagen, ich mag diese Tiere wirklich sehr.

 

Ein paar Recherchen, und ich wusste, dass die größte Chance hier in Costa Rica in den Nationalparks besteht. Deshalb habe ich immer geschaut, wo andere Reisende Tamanduas gesehen haben und mir fein säuberlich alle Nationalparks notiert, die dann quasi auch auf unsere Reiseroute müssen. Allen voran der Corcovado Nationalpark. Häh… aber sind wir nicht gerade im Tortuguero Nationalpark. Ja genau, ich habe noch nie gehört, dass hier mal jemand einen gesehen hat. Ich dachte vor dem Corcovado Nationalpark, der nächste Woche auf dem Plan steht, werden wir keinen sehen und naja… Überraschung, es gibt sie auch hier!

 

Ich habe zu Nico immer gesagt, bevor wir keinen Tamandua gesehen haben, können wir Costa Rica nicht verlassen. Nico ist ein bisschen froh, dass er nicht sein restliches Leben in Costa Rica in der Hitze fristen muss.

 

Aber ehrlich, es war so wunderbar. Ich habe es mir so sehr gewünscht und dann war da einfach einer und lief in den Bäumen herum. Und nicht genug, er kam sogar nochmal nach vorne und wir hatten freie Sicht auf den kleinen Kerl. Für mich ein Bucketlist Moment und ich habe gestrahlt wie ein Honigkuchenpferd.

 

Unser Guide Johnny, der seit gut 15 Jahren die Kanutouren macht, meinte er hätte auch zum ersten Mal einen gesehen, da sie sehr schwer zu finden sind. Was für ein Glück für uns.

 

Danach ging die Bootstour weiter und wir haben einfach so viele Tiere gesehen. Zwei Otter, viele Echsen und Leguane, einen Kaiman, Spinnenaffen und eine Vielzahl an verschiedenen Vogelarten. Unser Guide hat uns zu jedem Tier Infos gegeben und uns deren Besonderheiten erzählt.

 

Wir haben gelernt das Spinnenaffen so aktiv sind, weil sie Früchte und nicht wie die anderen Affen hier Blätter essen. Das heißt sie sind dauerhaft auf Zucker und haben einfach zu viel Energie. Das ist, wie wenn man kleinen Kindern zu viel Süßes gibt, meinte er.

 

Wir haben erfahren, dass die Stirnlappenbasilisken auch Jesus Christus Echsen genannt werden, weil sie über das Wasser laufen können. Dazu sind sie einfach so perfekt getarnt, dass man sie erst sieht, wenn man fast mit der Nasenspitze dagegen stößt.

 

Der Snake Bird hat einen langen Hals und bewegt sich damit unter Wasser wie eine Schlange. Er hat am Bauch Fell und keine Federn und ist damit nicht wasserfest. Deshalb sitzt er zum Trocknen gerne auf Ästen und streckt die Flügel von sich. Den blauen Ring um die Augen haben nur Männchen zur Paarungszeit. Der soll sie attraktiver für die Damen machen.

 

Es war so spannend, all die Geschichten zu hören und durch diese Naturlandschaft zu fahren. Da wir ein Boot ohne Motor hatten, darauf haben wir extra geachtet, als wir die Tour buchten, bewegten wir uns fast lautlos durch die Flüsse und Kanäle. Das war so friedlich und wunderschön. Für uns eine der schönsten Erfahrungen, die wir bisher auf unserer Reise machen durften.

 

Leider hat jede Bootstour auch mal ein Ende und nach gut 3 Stunden kamen wir wieder in Tortuguero an. Da man für die Bootstour ein Eintrittsticket für den Nationalpark braucht und dieses nur einen Tag gültig ist, sind wir dann am Nachmittag noch den Wanderweg durch den Nationalpark gegangen.

 

Der Jaguar Trail ist gut 6 Kilometer lang. Man läuft parallel zum Strand in den Nationalpark und dann auf gleichem Wege wieder zurück. Es gibt immer wieder Verbindungen, die hinaus zum Strand führen. Man kann den Trail gut allein ohne Guide machen und Ausschau nach Tieren halten.

 

Nach der Erfahrung auf dem Boot, wo man ja sehr leise unterwegs ist, unheimlich viel sieht und den Tieren echt nahekommt, ist der Trail fast etwas ernüchternd. Wir haben auch hier ein paar Tiere gesehen, aber bei weitem nicht so viel wie am Morgen.

 

Unterwegs trafen wir auf Eidechsen, Spinnenaffen, Kapuzineräffchen, Brüllaffen, Schmetterlinge, Geier und anderen Vögel. Leider fanden wir auch drei tote Schildkröten am Strand, über die sich die Geier hermachten, aber das gehört zur Natur eben auch dazu. Später erfuhren wir, dass es meistens Beutetiere von Jaguaren sind, die am Strand verenden. Die Schildkröten können ihre Kräfte sehr gut einteilen und nachts am Strand können sie eigentlich nicht dehydrieren.

 

Wenn man den Strand betritt, sieht man tatsächlich überall die Schildkrötenspuren und die großen Löcher, wo die Eier versteckt sind. Es ist eine schöne Vorstellung, dass sie in der Nacht hier an Land waren, um ihre Eier zu legen. Während der Nestsaison gibt es auch einige Jaguare, die sich hier in der Nähe des Strandes aufhalten und Schildkröten erbeuten. Es gibt im Park auch Verhaltensschilder für Jaguar Begegnungen. Ich bin mir ja dann nie ganz sicher, ob ich mal einen sehen will oder lieber doch nicht.

 

Um die Schildkröten nachts zu sehen, muss man eine Tour buchen. Der Nationalpark und die Ranger passen da richtig gut auf und man kann nicht einfach allein an den Strand. Früher als die Touristen noch kreuz und quer über den Strand gehen konnten, wurden die Schildkröten gestört und einige sind gestorben. Heute gibt es nur zwei Zeitfenster, einmal von 8 bis 10 Uhr und von 10 bis 12 Uhr nachts. Dann können die Gruppen mit einem Guide zu einer Schildkröte, die gerade am Strand ihre Eier legt. Der Ranger gibt vor wo und wann das ist. Weißes Licht, Foto- und Videoaufnahmen sind streng verboten und man achtet darauf, dass niemand den Schildkröten zu nahe kommt.

 

Wir haben gut eine Stunde lang der Grünen Meeresschildkröte zu geschaut, wie sie ihre Eier legte und danach das Nest zuschaufelte. Damit Fressfeinde nicht wissen, wo die Eier sind, tarnt sie danach das Gehege noch. Das heißt das anfängliche kleine Nest wird in eine riesige zerwühlte Kuhle verwandelt. Das kann dann schon mal alles bis zu 2,5 Stunden dauern und ist ein wahrer Kraftakt. Es war unglaublich, ihr dabei zu zuschauen.

 

Danach hat unser Guide noch eine zweite Schildkröte entdeckt, die gerade den Weg zurück ins Meer antrat und so ließen wir die nistende Schildkröte in Frieden ihr Werk weiter verrichten und schauten der anderen Schildkröte zu, wie sie zurück ins Meer ging.

 

Es war ein wunderbarer Moment diese Meeresschildkröten zu sehen und ein Privileg bei so einem wichtigen Ereignis dabei gewesen zu sein. Wir waren auf den Galapagos mit diesen Grünen Meeresschildkröten schnorcheln und jetzt durften wir dabei sein, wenn eine neue Generation Schildkröten entsteht. Eine neue Generation, die wir vielleicht irgendwann beim Schnorcheln im Wasser wiedersehen. Das ist eine schöne Vorstellung.

 

Nach 6 Tagen in Tortuguero verlassen wir diesen wunderbaren Ort wieder.

 

Es war wunderschön hier und wir können nun auch sagen, dass es eines unserer Highlights ist und ein Must See auf jeder Costa Rica Reise. Die Anfahrt ist nicht so einfach und dauert etwas länger, aber sie lohnt sich so sehr.

 

Wir steigen nun in das nächste Boot und es geht zurück nach San Jose. Dort startet dann übermorgen unser nächstes Abenteuer in Costa Rica und darauf freuen wir uns schon Besonders: Wir machen einen Roadtrip!

 

Grüße Katja 


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Kommentare: 1
  • #1

    Heidi (Samstag, 10 September 2022 16:09)

    Es macht Reiselust �
    Ich wäre am liebsten dabei
    Bin ich zum Glück etwas
    Freu mich auf die nächsten Berichte
    Liebe Grüße Heidi