Zu viele Planänderungen und ein Happy End am Kratersee

Vom Secret Garden Cotopaxi aus wurden wir mit einem Shuttle nach Lacatunga gebracht. Die Stadt ist wieder etwas größer und liegt auf der Nord – Südachse der typischen Reiseroute von Quito nach Cuenca. Von hier aus wollten wir eigentlich nach Quilotoa fahren, dass nochmal gut 55 Kilometer westlich entfernt liegt.

 

In Quilotoa liegt der bekannteste Kratersee Ecuadors und man kann entweder in einer 3-tägigen Wanderung, dem Quilotoa Loop zu ihm wandern oder direkt hinfahren und eine Wanderung um den Krater machen. Das war der Plan und deshalb hatte ich eine schöne Unterkunft in Quilotoa selbst gebucht, damit wir am nächsten Tag ganz entspannt zur Wanderung aufbrechen können. 

 

Der Quilotoa See liegt auf 3900 Meter und wie hier typisch, ist es am Morgen meist wolkenlos und zum Mittag hin ziehen Wolken auf, bevor es dann gegen 14 Uhr oft regnet. Wir wollten also früh los, denn die Wanderung war mit 6 Stunden veranschlagt.

Aber zurück zu unserer Anreise.

 

Das Shuttle fuhr erst 15 Uhr am Cotopaxi ab und wir sollten erst 17 Uhr in Latacunga ankommen. Wann der Bus nach Quilotoa fährt, war nicht so ganz klar und uns wurde gesagt der braucht dann auch noch über 2 Stunden bis dorthin. Es würde also ziemlich spät werden. Im Dunkeln ankommen war auch kein so schöner Gedanke und ein Taxi war uns zu teuer. 

 

Also erdachte ich einen Alternativplan. Schnell geguckt, wann der erste Bus nach Quilotoa am morgen fährt: 6 Uhr. Perfekt. Dann wären wir 8 Uhr da und können entspannt wandern. Das große Gepäck bleibt in Latacunga und so sparen wir uns eine Menge Stress. (Spoiler, das hat gut funktioniert an dem Plan) Ein Hostel mit Doppelzimmer in Latacunga war auch schnell gefunden und gebucht. Das andere fix storniert und mein Plan war perfekt. 

Im Hostel angekommen dann die Überraschung.

 

Unser Doppelzimmer gab es nicht, denn es wurde wohl zwischenzeitlich anders vergeben. Und jetzt? …

 

„Wir haben noch Platz im Dorm“ (für alle nicht so Reisefreudigen Menschen hier, das ist der Bettensaal)

 

„Mhm … okay und wie ist es morgen?“

 

„Da gebe es noch ein Privatzimmer. Es wäre also nur eine Nacht im Dorm“

 

„Mhm … okay dann machen wir das halt.“

 

Wir waren nicht besonders begeistert, aber was sollten wir machen, wir brauchten ja einen Schlafplatz. Nach dem Community Feeling am Cotopaxi kam jetzt also das erste Mal richtiges Hostelerlebnis im Schlafsaal.

 

Wir bezogen unsere Betten und schmiedeten erst einmal einen Plan was wir mit all unserem Zeug machen. Ein Grund, warum wir immer ein Doppelzimmer buchen, auch wenn es mal mehr kostet, ist unsere ganzer Technikkram mit dem wir reisen. Den wissen wir gerne sicher verstaut und das ist im Mehrbettschlafsaal mit einem kleinen Spind, der gerade mal groß genug ist, um sein Portemonnaie zu verstauen nicht so richtig der Fall. 


Unser Glück war, dass wir nicht allein in Latacunga angekommen sind. Elias und Christina aus Österreich haben wir im Secret Garden Cotopaxi bei unserer zweiten Tour auf den Cotopaxi kennengelernt. Die beiden sind schon mehrere Monate unterwegs und da man sich auf deutsch unterhalten konnte, haben wir uns viel ausgetauscht. Die beiden hatten das selbe Hostel gebucht, hatten ein eigenes Doppelzimmer und waren so lieb unser Gepäck bei sich im Zimmer zu lagern, so dass wir uns keine Gedanken machen mussten. So richtige Backpacker werden wir halt wahrscheinlich doch nicht mehr.

 

Abends schlenderten wir noch ein wenig durch die kleine Altstadt von Latacunga und haben eine Pizza gegessen, die aber ohne Tomatensoße auskommen musste. Warum wir das erwähnen, weil die Tomaten extra mit auf der Karte standen aber wir sie einfach nicht auf der Pizza finden konnten. Wer weiß welcher Engpass oder welche Vorliebe des Kochs hier ursächlich war. Es gab also Pizza con Queso und Käse hatte die mehr als genug. War aber trotzdem lecker.

 

Und dann haben wir das erste Mal im Dorm geschlafen. Unsere Learnings: War eigentlich gar nicht so schlimm und am Ende genauso teuer. Schon witzig, denn ein Bett im Dorm liegt bei 9 Dollar pro Person und ein Doppelzimmer bei 20 Dollar pro Nacht.

 

Am nächsten Tag ging es nach Quilotoa. Wir sind also morgens im Dunkeln aus dem Dorm gestolpert und zusammen mit unseren zwei Österreichern direkt mit dem ersten Bus nach Quilotoa gefahren. Laut Fahrplan startet der um 6 am Bus Terminal aber er fuhr schon um 5:45 Uhr. Das holte er aber auf der Rückfahrt wieder rein, da fuhr er nämlich 20 Minuten später ab.

 

Die Fahrt selbst war aber großartig. Die Sonne ging gerade auf und tauchte die Landschaft in eine wunderbare Lichtstimmung. Von Latacunga aus fährt man auf über 3000 Meter und durchbricht dabei auch die Wolkendecke. Dann ist man über den Wolken unterwegs und wir konnten den Cotopaxi und auch den Chimborazo, den höchsten Berg Ecuadors über den Wolken herausschauen sehen.

 

Die 2 Stunden Fahrt gingen ganz zügig vorbei, denn die Landschaft hier oben ist einfach atemberaubend. Alles ist grün und überall schauen die Berge heraus.

 

In Quilotoa angekommen wanderten wir zunächst durch die kleine Stadt, die eigentlich nur aus Hostels, Restaurants und kleinen Läden besteht zum Kratersee. Das meiste hatte zu so früher Stunde noch geschlossen aber ein Rudel Straßenhunde fand uns sofort und lief ein Stück mit.

 

Und dann sahen wir zum ersten Mal den Kratersee. Einfach wunderschön. Wir hatten Glück mit dem Wetter, der Himmel war fast blau und nur wenige Wolken waren am Himmel. So war der Krater sonnenbeschienen und zeigte seine wundervolle türkise Färbung.

 

Der See ist laut den Einheimischen unendlich tief und ein Mysterium. Laut Geologen ist er 250 Meter tief. Man kann hinunter zum See laufen und ein Kajak mieten oder man macht die Wanderung um den Krater herum. Das war unser Plan. Die Wanderung dauert etwa 6 Stunden und führt einen auf und ab über gesamt 600 Höhenmeter einmal rund herum.

 

Zu unserer Wandertruppe gesellte sich dann auch noch ein Vierbeiner aus Quilotoa. Wir wurden für diesen Tag als sein Rudel ausgewählt und er ist die gesamte Strecke mit uns gelaufen. Ich habe ihn Django getauft und am liebsten hätte ich ihn adoptiert.

 

So ein toller und kluger Hund. Er war total lieb, gut erzogen, hat immer brav gewartet, ob er was zu fressen bekommt, wenn wir gehalten haben, und er hat es genossen, wenn man ihn ausgiebig gekrault hat. Es war so schön einen Hund für einen Tag dabei zu haben und wie gesagt, hätte ich gekonnt, ich hätte ihn mitgenommen.

 

Aber so ein Hund in Quilotoa hat eigentlich ein gutes Leben. Den ganzen Tag kann er herumstreunen, hat mit den anderen Hunden ein richtiges Rudel und jeden Tag kommen Touristen. Mit denen zieht man dann ein Stück herum, wird gestreichelt und mit Futter versorgt. Wir hatten ehrlicherweise nicht wirklich hundetaugliches Futter dabei, er war uns aber nicht böse und ist trotzdem treu 6 Stunden mit uns gelaufen. So ein Leben in Deutschland an der Leine wäre für ihn wahrscheinlich der reinste Horror.

 

Die Wanderung war wunderschön, aber auch anstrengend. Es ging immer wieder hinunter, teils sehr steil wo man auch mal die Hände zur Hilfe nehmen musste, und dann ging es wieder hoch. So wandert man von Gipfelchen zu Gipfelchen, einmal rund herum.

 

Am Ende haben wir uns noch etwas verlaufen. Sind wohl den falschen Weg gegangen und ein Stück zum Krater hinunter abgestiegen. Es gab zwar einen Weg, aber der war bei all dem Bewuchs teilweise schwer zu erkennen und wir waren froh, dass Elias dabei war, der uns den Weg Stück für Stück zurück nach oben gesucht hat. Wir waren nach 5 Stunden doch schon sehr erschöpft und unsere beiden bergerprobten Mitwanderer haben uns da gut motiviert und geholfen.

 

Am Ende haben wir die Umrundung geschafft und waren stolz darauf dies gemacht zu haben. Die komplette Landschaft ist atemberaubend und nicht nur der See ist besonders. Die Ausblicke in die umliegende Landschaft und auch die Vegetation sind toll. Überall blühen verschiedene Blumen und die festen hohen Grasbüschel, die wir hier überall in den Anden antreffen.


Der See hat auch zum Mittag hin, je nachdem wie die Sonne stand, seine Farbe verändert. Durch die im See enthaltenen Mineralien leuchtet er von einem tiefen Türkis bis hin zu einem grellen Grün. Die Natur ist doch immer wieder das beste Kino.

 

Am Ende unserer Wanderung angelangt, hieß es dann leider Abschied nehmen von Django. Nach einer ausgedehnten Knuddel- und Streicheleinheit begleitete er uns noch ein Stück zurück in die Stadt und dann nahmen wir den Bus zurück nach Lacatunga.

 

Und Django, der erzählte dem Rest des Rudels von seinem Tag und machte sich sicher wieder bereit am nächsten Tag ein paar neue Wanderer zu begleiten.   

 

Grüße Katja


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